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Fachtagung Schulkunst

Expertentag 28.06.2011

Nachklang

Mit Irmela Specht

Irmela Specht ist Lehrerin an der Dieter-Forte-Gesamtschule in Düsseldorf und war mit Ihren Klassen von 1998 bis 2008 an vielen Schulkunstprojekte beteiligt, bei etlichen auch an deren Entwicklung.

Ute Reeh sprach mit ihr im Nachklang zum Expertentag über die Gelingensbedingungen von Schulkunst.

Alle am Projekt beteiligten Menschen müssen das Projekt wollen, niemand darf etwas instrumentalisieren oder sich profilieren wollen. Die Realisierung des gemeinsamen Projekts selbst muss das Motiv sein.

Die KünstlerInnen benötigen Vertrauen in die Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen und in die eigene künstlerische Professionalität. Die begleitenden KünstlerInnen sollten sich wirklich für die Kinder und Jugendlichen interessieren. Sie sollten neugierig sein auf das schöpferische, das in ihnen steckt. Sich für die Menschen öffnen ist eine gute Grundlage.

Die LehrerInnen sind entscheidend für die Kontinuität und Nachhaltigkeit der Projekte. Sie sind als BegleiterInnen und BeraterInnen gefragt und haben eine wichtige Funktion.

Im Lauf der Projektarbeit muss ein Netzwerk aus KünstlerInnen, ArchitektInnen, Personen aus dem Schul- und Bauamt, der Schulleitung, LehrerInnen und weiteren Personen wie den HausmeisterInnen und anderen an der Schule arbeitenden Personen entstehen. Die Schulleitung und eine Gruppe von Lehrern und Weitere sind als Projektpartner wegen der unvermeidlichen Widerstände und Schwierigkeiten nötig.

Grundlagen für Schulkunstprozesse sind zuerst das Wertschätzen, dazu kommt Vertrauen und Risikobereitschaft. Es gehört dazu, sich sowohl auf den Prozess einlassen als auch Struktur geben zu können. An bestimmten Stellen sollten die Künstler wenige klare Entscheidungen treffen, diese betreffen aber die äußere Form, den Rahmen.

Die Projekte sind am Anfang immer auch Entscheidungsfindungsprozesse. Als SchülerIn gemeinsam mit anderen folgenreiche Entscheidungen zu treffen ist ein wesentlicher Motor der Projekte. Es motiviert zum genau Sein, zum reiflich Überlegen, zur Konzentration.

Es ist unvermeidlich, dass die Prozesse quer zu den üblichen Strukturen laufen, auch wenn es das Ziel ist diese zu integrieren. Je hierarchischer ein System ist, desto größer die Ängste sein eigenes kleines Refugium zu verlieren.

Man muss das Risiko zu scheitern aushalten. Die Bereitschaft zum Risiko auch scheitern zu können setzt die Energie frei, die nötig für den Erfolg der Projekte ist.
Zur künstlerischen Qualität, die in den Projekten gefragt ist, gehört ein gutes Handwerk, Erfahrungswissen, Gespür, der Blick für das Ganze, für Stimmigkeit, Wissen über ästhetische Grundsätze. Es gehört das Bewusstsein über den Bezug des Einzelnen zum Ganzen dazu. Das bedeutet auch, dass soziale Prozesse und Raum und Gebäude in Beziehung stehen. Die Arbeit erfordert menschliche Reife, Offenheit, in sich ruhen, Gelassenheit, Großzügigkeit, Wärme.