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Weblog des Beirats

Inhaltsverzeichnis

05.11.2020 | Ute Reeh: Angst anschauen
13.07.2019 | Ricardo Basbaum: Conversations
13.07.2019 | Ricardo Basbaum: When we improvise
06.12.2016 | Ute Reeh: Form
26.05.2016 | Fancis Kéré: people become aware of their potential
07.03.2016 | Marie-Céline Schäfer: Beobachtung
29.01.2016 | Ute Reeh: Bildergeschichte Kunst und Zusammenarbeit
11.01.2016 | Bernhard Chiquet: Rezension - Schulbau und Schulkunst
03.12.2015 | Steffen Klotz und Paul Klever: Peripherie
04.11.2015 | Ute Reeh: Bildergeschichte zu Komplexität
09.07.2015 | Henning Mohr: Meinungen von der Baustelle
09.06.2015 | Henning Mohr: Potentiale künstlerischer Strategien?
01.09.2014 | Otto Seydel: Gute Lehrer - ps zum "Wunder von Garath"
25.04.2014 | Pablo Molestina und Ute Reeh: Normen
24.11.2013 | Ute Reeh: Bildergeschichte zu Künstlern und Lehrern
24.11.2013 | Ute Reeh: Die Dinge wirklich tun
21.11.2013 | Irene Hohenbüchler: ein-fall-en
18.09.2013 | Ute Reeh: Prozesse und ihre Formen
21.06.2013 | Bernhard Chiquet: Vorraussetzungen der KünstlerInnen
22.02.2013 | Otto Seydel: Das Wunder von Garath
05.12.2012 | Otto Seydel - Ute Reeh: Kunst als Katalysator
16.11.2012 | Ute Reeh: Auf die Kommunikation kommt es an!
04.04.2012 | Jo Meyer: Darüber reden !
10.03.2012 | Helmut Heuer: Gewinn für das HHBK
07.03.2012 | Olaf Schmiemann: Statement
31.10.2011 | Tom Braun: Handlungen
29.10.2011 | Dr. Otto Seydel: Künstler
16.06.2011 | Zitat Catherine Venard: we all as human beings
02.03.2011 | Ute Reeh: Gegenrichtung
12.11.2010 | Zitat Jo Meyer: weiter Umlauf
17.10.2010 | Ute Reeh: These von Gerald Hüther
01.09.2010 | Ute Reeh: Konsens
11.08.2010 | Dr. Otto Seydel: Bauen für Bildung - 10 Thesen
14.07.2010 | christopher dell: projekte haben
10.07.2010 | Zitat Birgit Smeets: Eine Lehrerin
19.06.2010 | Pablo Molestina und Ute Reeh: Umsetzung im Projekt
19.06.2010 | Ute Reeh: Kunst am Bau

 

 

05.11.2020 | 07:47 Uhr — von Ute Reeh

Angst anschauen

zweimal Angst

 

hinausschauen

 


 

13.07.2019 | 04:23 Uhr — von Ricardo Basbaum

Conversations

Conversations are a way of thinking, where the self opens to the outside, producing a special social space where no single language of truth is prevalent. It enables the transformation of the voice of the other. It is therefore about the “other-than-me” choice, which speaks through its otherness. Conversations are fluidity and flexibility; the capability of perceiving the thoughts of the other. And since any meaning is relative and provisional, there is a certain tension which points to the other possible contexts as well.

Conversations as a sort of dialogue that has its own dynamics, always surprising the participants. The best conversations are those which both speakers can't control, functioning as a sort of exterior magnet that atracts one and the other to the outside – producing a performative opening that needs to be experimented, tried out. Conversations succeed as a playlike situation, and involve a certain practice on how to keep yourself in a permanent state of awareness and change (flexibility). There's nothing specific to be achieved in a conversation, except that when the participants feel they are out of it – that is, when they finish a particular dialogue – they just can not go back to the same places they left before (some transformation might have happened). Therefore, conversation is a modality of movement.


Gespräche

Gespräche stellen eine Denkweise dar, bei der sich das Selbst nach außen hin öffnet und einen besonderen Sozialraum schafft, in dem es keine einheitliche Sprache der Wahrheit gibt. Sie ermöglichen die Transformation der Stimme des Anderen. Es geht also um die Wahl des "Anders-als-ich", die durch ihre Andersartigkeit spricht. Gespräche bedeuten Fluidität und Flexibilität; die Fähigkeit, die Gedanken des anderen wahrzunehmen. Und da jede Bedeutung relativ und provisorisch ist, entsteht eine gewisse Spannung, die auch auf andere mögliche Zusammenhänge hinweist.

Gespräche sind eine Form des Dialogs mit einer eigenen Dynamik, die die Teilnehmer immer wieder überrascht. Die besten Gespräche sind die, die beide Sprecher nicht kontrollieren können und die als eine Art Außenmagnet fungieren, der beide jeweils nach außen zieht - eine performative Öffnung, die ausprobiert werden muss. Gespräche gelingen als spielerische Situation und erfordern gewisse Übung darin, wie man sich in einem permanenten Zustand des Gewahrseins und der Veränderbarkeit (Flexibilität) hält. Es gibt nichts Spezifisches, was in einem Gespräch erreicht werden kann, außer dass, wenn die Teilnehmer einen bestimmten Dialog beendet haben - sie einfach nicht an die gleichen Orte zurückkehren können, die sie vorher verlassen haben (eine gewisse Transformation könnte stattgefunden haben). Daher ist das Gespräch eine Modalität der Bewegung.

Vorbereitung eines Gesprächs 06.07.2019

 


 

13.07.2019 | 01:11 Uhr — von Ricardo Basbaum

When we improvise

When we improvise we do it according to what we already know, expressing what we learned before and all the cultural forces that have constituted us during our life. When we improvise we depart from different places – there is no equality in improvisation, this is not a leveled action (it is important to consider moderating the narcisism that comes with improvisation)
-> the beauty of the improvisation is the ritual where each one tries his or her best to introduce oneself to each other, triggering interesting and fascinating fluxes of affect and similar energies to make present / transparent / visible the infra-structure that is not perceptible and involves us crossing our bodies in the inside/outside:
-> do our bodies move as we wish it to do or how others wish that we move?
-> who are "the others" that wish on us, wish for us, wish with us or wish in us withous us?
-> the others are our friends and family?
-> our political community?
-> the state?
-> the hegemonic corporations that rule the world?
What kind of we is this one that we are building here, this afternoon?
In the 21st Century we are not in control of our bodies anymore – that's why it is urgent to work together in the building of collective bodies


Wenn wir improvisieren

Wenn wir improvisieren, tun wir es auf der Grundlage dessen, was wir bereits wissen, und drücken damit alles bisher Erfahrene und all die kulturellen Kräfte aus, die uns während unseres Lebens geprägt haben. Wenn wir improvisieren, gehen wir von verschiedenen Orten aus - es gibt keine Gleichheit in der Improvisation; dies ist keine egalisierte Aktion (dabei ist es wichtig, die Moderation des Narzissmus zu berücksichtigen, der mit der Improvisation einhergeht).

-> Die Schönheit der Improvisation ist das Ritual, bei dem jeder in seiner Darbietung sein bestes gibt, indem er interessante und faszinierende Affektströme und ähnliche Energien auslöst, um die nicht wahrnehmbare Infrastruktur vorzustellen / transparent / sichtbar zu machen, die uns dazu bringt, unseren Körper im Innen/Außen zu durchqueren.

-> Bewegt sich unser Körper so, wie wir es wollen oder wie andere es sich wünschen, dass wir uns bewegen?

-> Wer sind "die Anderen", die sich über uns wünschen, für uns wünschen, mit uns wünschen, oder in uns ohne uns wünschen?

-> Sind die anderen unsere Freunde und Familie?

-> Unsere politische Gemeinschaft?

-> Der Staat?

-> Die hegemonialen Unternehmen, die die Welt regieren?

Was für eine Art von Wir sind wir, die wir heute Nachmittag hier gemeinsam aufbauen?

Im 21. Jahrhundert haben wir keine Kontrolle mehr über unsere Körper - deshalb ist es dringend notwendig, beim Aufbau kollektiver Körper zusammenzuarbeiten.

Collective space 13.07.2019

 


 

06.12.2016 | 10:32 Uhr — von Ute Reeh

Form

Trotz-Grenzen-weiter-zu-machen hat in künstlerischen Prozessen eine ganz bestimmte Funktion. Es ist so lange nötig, bis etwas Gemeinsames von Innen heraus seine Form entwickelt hat. Mit dieser Form entsteht eine große Klarheit über das, oder über die Ziele. Mit ihr gehen die Beteiligten in einen gleichberechtigten Kommunikations-/ Umsetzungs-/ Entscheidungsprozess mit denjenigen, die alle wesentlichen Entscheidungen treffen.

Entscheidend ist, dass das Ziel, die Form, in einem offenen Prozess entsteht. Und dass dieser Prozess es ermöglicht die "beste", die von allen geliebte, komplexeste, einfachste, … Form zu finden.

Mir als Künstlerin geht es darum zu zeigen welcher Reichtum möglich ist, wenn Hierarchie und Macht verabredet - meist temporär - außer Kraft gesetzt sind. Das ermöglicht Intuition sichtbar zu werden. Das was auf diesem Weg entsteht hat die eigene Schönheit. Es braucht Künstler, um die Formfindung zu begleiten und den Beteiligten passendes Material zur Verfügung zu stellen.

Es gibt ein Konfliktpotenzial, im Zeitraum kurz vor und um die Punkte des Form-findens und der Realisierung herum. Das ist der Zeitraum an dem ich als Künstlerin den offenen Formfindungsraum für diejenigen, die Innen stehen freihalte. Dieses Freihalten hat eine so große Bedeutung, dass ich das Risiko eingehe bis an und manchmal über die üblichen Grenzen zu gehen.

Die im Innen haben zwei Schritte Vorsprung

 


 

26.05.2016 | 02:28 Uhr — von Fancis Kéré

people become aware of their potential

Through thinking and working together, people become aware of their own potential and capacity to create something.
Vortrag 13. 05. 2015 um 19:00 Uhr in der Münster School of Architecture. "Bridging the Gap"


 

07.03.2016 | 04:22 Uhr — von Marie-Céline Schäfer

Beobachtung

Nachdem die Schüler der 6a an der Gesamtschule Lindenstraße Modellideen aus Knetmasse erstellt hatten, wurden diese in ein Umgebungsmodell gestellt und so fotografiert, daß ein räumlicher Zusammenhang sichtbar wurde. Die Kinder prüften eine geeignete Perspektive durch den Sucher der Kamera. Dem Knetmaterial und dem Maßstab des Umgebungsmodells geschuldet, wirken die Modellideen der Kinder großartig raumgreifend! In den meisten Ansätzen ist die Aktion, die Idee einer Handlung ausschlaggebend für die Form. Das Erklimmen, Höhe bewältigen, findet seinen Ausdruck in bewegten Stützen und Leiter- oder rampenähnlichen Strukturen. Für den Aufenthalt in der Fläche sehen sie großzügige Zonen vor - ob auf oder unter einem Dach. Einige Vorschläge machen sogar ein freundliches Gesicht und verweisen somit auf die besondere architektonische Herausforderung für ein einladendes Gebäude. Viele Schüler zeigen ein ausgeprägtes 3-dimensionales Vorstellungsvermögen und können komplexe Zusammenhänge beschreiben über das Verhältnis von Außen und Innen, räumlichen Abfolgen und deren Erschließungen.


 

29.01.2016 | 10:26 Uhr — von Ute Reeh

Bildergeschichte Kunst und Zusammenarbeit

Beispiel Stadt -
“Ich finde gut an Zukunftsstadt, dass wir selber mitdenken und nicht nur Andere für uns.” Schüler der Klasse 4b der Rolandschule auf dem Workshop am 16.12.2015 in Perleberg

Stadt als System verschiedener Interessensgruppen.

 

Vom Künstler / der Künstlerin zur Verfügung gestellte Kommunikationssituation.

 

Herumliegen. Apathie kann man das auch nennen, oder warten, dass etwas von oben gerichtet wird ohne selbst Einfluss zu haben.

 

Aufstehen, weil die Kinder und Enkel einen verbinden.

 

Bemerken der Sehnsucht nach Zusammensein.

 

... und nach Austausch.

 

Möglichkeit konkreter Ideen und Umsetzungen.

 

Anschauen was möglich ist

 

Ein Schritt in Konkrete ist nötig um zu bemerken was nötig ist.

 

Eine gemeinsame Vision kann von jedem Thema ausgehen. Sie muss im Zusammenhang mit dem stehen, das alle emotional verbindet.

 

Weich werden von Systemen.

 

Kunst macht sichtbar: Altes Gerümpel, versteckte Dinge, Sehnsucht, Schönheit, Humor.

 

Das liegt daran, dass sie durch die Dinge hindurch das Ganze sieht und durch das Ganze die Teile.

 

Zusammengeflossene Aspekte.

 

Lösung die aus zusammengeflossenen Aspekten entsteht.

 


 

11.01.2016 | 01:25 Uhr — von Bernhard Chiquet

Rezension - Schulbau und Schulkunst

Die Künstlerin Ute Reeh legt mit ihrem zweiten, im Beltz-Verlag veröffentlichten Buch ihr Konzept der Kooperation von Schulen mit Künstlerinnen und Künstlern überzeugend dar. Das Buch ist mit Übungen, packenden Berichten, theoretischen Überlegungen und einer stimmigen Gestaltung – unter anderem mit Zeichnungen der Künstlerin – ausgestattet. Der Untertitel „Kunst am Bau als Prozess und als Katalysator für Schulentwicklung“ weist auf die Anknüpfung an historische Formen der Kunstförderung hin, welche die Künstlerin erweitert in eine Form der Beteiligung und Selbstermächtigung aller Akteure einer Schule. Der Kunsttheoretiker Georg Malitz bringt „Ausgangspunkt und Ziel der Arbeit von Ute Reeh“ auf den Nenner: der gemeinsame Raum soll „performativ freigesetzt“ werden; Mittel dazu ist eine „kollektiv-plastische Sichtbarmachung“. Was in dieser Formulierung abstrakt erscheint, wird in Reehs neuem Buch anschaulich und oft auch unterhaltsam erzählt. Eine Schülerin der Alfred-Herrnhausen-Förderschule in Düsseldorfbrachte es mit dem Satz auf den Punkt: „Die Terrasse ist unser Abitur.“ Das Projekt, auf das sie sich bezieht, führte unter anderem zum Bau eines architektonisch überzeugenden Begegnungsortes auf dem Schulgelände und wurde mit dem Schulbaupreis NRW 2013 ausgezeichnet. Diese große Schulkunst-Arbeit der Künstlerin bildet den roten Faden im Buch, wobei über kritische Phasen und partielles Scheitern mit derselben Sorgfalt und Offenheit berichtet wird wie über erfolgreiche Umsetzungen. Ohne dies explizit zu erwähnen setzt Ute Reeh viele der Postulate um, welche in der Bildungspolitik unter dem Stichwort „Kompetenzorientierung“ diskutiert werden. Das Thema ist auch deswegen so aktuell, da in Deutschland, Österreich und in der Schweiz im Zuge der Inklusion und der Entwicklung von Ganztagesschulen viel umgebaut und umstrukturiert wird. Reeh wirbt dafür, dass diese Prozesse von guten Künstlerinnen und Künstlern begleitet werden und sich aus so definierter Kunst am Bau als Prozess ein dreifacher Gewinn ergibt: eine Chance für gelebte und ernst genommene Inklusion, Schulen mit gemeinsam vertiefter Identität und Architektur als Raum für ästhetische Erfahrung. Damit akzentuiert sich die Frage der Qualität von Kooperationsprojekten der Schule mit Kunstschaffenden. Ute Reeh möchte sich dieser Frage stellen, einerseits durch die mehrperspektivische Darstellung ihrer Projekte wie in der vorliegenden Publikation, andererseits durch den Aufbau eines Netzwerks von interessierten Personen aus Kunst, Kunstvermittlung und Bildung, aber auch aus den Bereichen Architektur, Politik sowie den Mitgliedern von Behörden und Administrationen. "Was Kunst kann – Kunst am Bau als Prozess und als Katalysator für Schulentwicklung" Weinheim und Basel (Beltz) 2015, 206 Seiten, ISBN 978-3-407-62898-5.


 

03.12.2015 | 12:02 Uhr — von Steffen Klotz und Paul Klever

Peripherie

Von Widerstandsfähigkeit zum Einfallsreichtum. Es kann nicht mehr um die Reaktion auf (von außen konstruierte?) prekäre Situationen gehen (Schrumpfung etc.), sondern um die Organisation und Stärkung eigener (endogener) Potentiale und Ressourcen.

Austausch von Ideen

 


 

04.11.2015 | 10:14 Uhr — von Ute Reeh

Bildergeschichte zu Komplexität

Ein Potenzial bildender Kunst kann angesichts der vielen aktuell nötigen und unvermeidbaren Änderungsprozesse wichtig werden: Das Sichtbar-Machen komplexer Prozesse. Deren Muster, unbemerkten Seiten, Zusammenhänge, Beziehungen lassen sich als veränderliche, plastische Gebilde darstellen und von allen Seiten betrachten. Das zeigt Möglichkeiten, blinde Flecken, Potenziale von Veränderung.

Konzepte und Differenz zur physischen Welt.

 

Menschen, die den Raum zwischen ihren Vorstellungen und der physischen Welt bewohnen. Ihre Körper verbinden die Welt und ihre Konzepte von dieser. Ist dies bewusst so bleiben die Konstrukte von Welt flexibel, wie eine sich immer wieder anpassende Haut. Bildende Künstler können Differenzen zwischen Konzept und Welt sichtbar und damit veränderbar machen.

 

Der Zwischenraum lässt sich betreten und untersuchen. Menschen die vor allem mit Konzepten verbunden sind schweben. System, Theorie und reale Situation klaffen auseinander. Sichtbar wird dies an physischen Symptomen. Systemen auf solcher Basis fällt es schwer, flexibel auf Symptome zu reagieren, weil die Rückkopplung durch den Bodenkontakt fehlt. Sichtbare Symptome sind Langeweile, Leerlauf, Druck, ungelöste Konflikte, Burnouts. Konzepte in großer Entfernung zur physischen Welt zu halten bindet Energie. Bereiche an denen es unübersehbar knirscht eignen sich für künstlerisch begleitete Prozesse die Differenzen sichtbar und damit lösbar machen. Sich aus dem Schweben zu lösen setzt Energie frei.

 

Aus Schweben ohne Kontakt entsteht Sehnsucht nach Berührung mit dem Boden und anderen Körpern.

 

Schritte ins Ungewisse. Gegenseitige Bestärkung beim betreten unbekannter Gebiete ohne den Boden zu sehen.

 

Gruppe von Menschen mit demselben Konzept die schwebt. Wenn sich der Zusammenhalt zu einem gemeinsamen Konzept der Welt verschiebt und mit der realen Welt verwechselt wird, geht der Bodenkontakt verloren.

 

Situation von oben betrachtet. Kinder und Künstler sind nicht fest in das gesellschaftliche Gefüge eingebunden. Sie haben freie, nicht festgelegte Anknüfungspunkte.

 

Wieder seitlich betrachtet - Lücke im Konzept und tauchende/r Künstler/in

 

Querschwimmender Künstler

 

Künstler, Kunstwerk und Schwebende.

 

Künstler, Partner und auf Kunstwerk spielende Kinder.

 

Künstler, Partner und in der Lücke im Konzept spielende Kinder.

 

Künstler, Gesprächspartner, aufgelöstes Konzept und Bilder alternativer Möglichkeiten.

 

Mit Gewicht auf dem Konzept herumliegen.

 

Im Projekt den Unterschied zwischen Konzept und Welt vergessen.

 

Gemeinsam im Bereich zwischen Konzept und Welt tauchen.

 

Künstler und Partner verantworten Lücken im Konzept, durch die der Boden sichtbar wird. Kein Problem, wenn beide verschiedene Konzepte im Kopf haben.

 

Soziale Struktur mit unvernetztem, offenem Raum.

 


 

09.07.2015 | 10:04 Uhr — von Henning Mohr

Meinungen von der Baustelle

Christoph Kremerskothen StadtBauKultur NRW zu der Einbindung der Kinder in die Planung und den Bauprozess:
„Ich glaube der Unterschied ist dann im Ergebnis zu sehen. Sowohl im Ergebnis der Planung als auch im Ergebnis der Umsetzung. Jemand, der selbst mitplant und mitbaut hat einen anderen Bezug zu der gebauten Umwelt, (...) (und) eine andere Wahrnehmung auf die räumlichen Strukturen und die Gebäude, die er nutzt.“

Heinz Werner Schnittker Geschäftsführer des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer in Düsseldorf zum Enthusiasmus der Kinder, der auch mit der Wahl des Lehms zu tun habe: „Was ja hier bezeichnend ist, das formuliere ich als Laie, dass hier mit natürlichen Baustoffen und Materialien gearbeitet wird. […] Das ist eindeutig anders und von daher eben auch nah am Menschen“.

10. und 11.06.2015


 

09.06.2015 | 08:00 Uhr — von Henning Mohr

Potentiale künstlerischer Strategien?

In den vergangenen Jahren lässt sich gesamtgesellschaftlich ein wachsendes Interesse an künstlerischen Strategien beobachten. Es ist weniger die klassische Spartenkunst, die in den Fokus der Aufmerksamkeit gerät, sondern prozessuale Arbeiten. Diese machen das Soziale (im Sinne einer sozialen Skulptur) zum künstlerischen Ausgangspunkt. Den Künstlern geht es dabei um die Sichtbarmachung und Verhandlung von Strukturen. Sie veranschaulichen die Veränderbarkeit der Routinen des Handelns.

Der künstlerische Prozess hat somit vielschichtige Einflüsse auf die Formen gelebter Praxis. Durch die (direkte) Einbindung können sich beteiligte Personen selbst neu entdecken und die eigene Rolle in der Lebenswelt reflektieren. Daraus resultieren nicht selten Aufbrüche oder Umbrüche, die besondere Energien für Denk- und Handlungsmodelle freisetzen. Deshalb interessieren sich zunehmend Akteure anderer Disziplinen für diese Arbeit. Wirtschaftsunternehmen erhoffen sich durch die Einbindung kreative Impulse in ihrer Organisation, Stadtentwickler suchen nach Zukunftsvisionen für strukturschwache Stadtquartiere und die Planung nutzt die Offenheit dieser Ansätze für die Entwicklung alternativer Planungsansätze.

Es ist an der Zeit das Wechselverhältnis zwischen Kunst und Gesellschaft auszuloten und zu beschreiben. Um den Diskurs über prozesshaft arbeitende Kunst fortzusetzen und deren (kulturpolitische) Relevanz zu untersuchen arbeitet das Projekt „Arm oder Reich?“ bewusst in einem interdisziplinären Team zu dem Künstler und Geisteswissenschaftler gehören. Ziel ist herauszufinden, was den die Differenz der Prozesse und der Ergebnisse ausmacht - wenn diese von einer bildenden Künstlerin, von einer Architektin oder Menschen aus dem Bereich sozialer Arbeit initiiert und begleitet werden. Ein Zwischenschritt dieser Analyse war ein Brainstorming in dem die Teammitglieder die Besonderheit dieses künstlerischen Prozesses beschrieben. Die Ergebnisse wurden auf Zetteln notiert und an die Wand geheftet, diskutiert und geordnet.

Die daraus resultierenden Kategorien und Begriffe sind assoziativer Analyserahmen. Fast alle Anwesenden betonten die Offenheit (oder Unvoreingenommenheit) dieser Arbeit in dem die Beteiligten hierarchiefrei und wertgeschätzt die eigene Lebenssituation ver- bzw. bearbeiten können. Eine entscheidende Bedeutung hat die jeweilige ästhetische Form.

Stichworte zur Evaluation im Atelier von Ute Reeh. Foto: Henning Mohr

 


 

01.09.2014 | 09:17 Uhr — von Otto Seydel

Gute Lehrer - ps zum "Wunder von Garath"

Ich will keineswegs in die gegenwärtig weit verbreitete Lehrerschelte einstimmen. Gerade die Institutionalisierung von Schule sichert dauerhaft und flächendeckend eine notwendige Kontinuität und schrittweisen Aufbau komplexer Fertigkeiten. Die Künstlerin in der Schule muss die erwünschte Ausnahme bleiben, weil sie gerade aus diesem Ausnahmestatus heraus ganz besondere Kraft entwickelt. (Und auch das gibt es: Ein guter Lehrer kann in bestimmten Phasen durchaus wichtige Partien aus einer Künstlerrolle übernehmen!)
Der Künstler in einem Schulkunstprojekt hat also zwischen der Künstlerrolle und der Lehrerrolle eine sehr anspruchsvollen Gratwanderung vor sich. Es ist ein schmaler Grat, auf dem er da gehen muss, um genau das hinzubekommen, was Ute Reeh in diesem und vielen anderen ihrer Schulkunstprojekte geschafft hat: die Kreativität der Schüler in einem gemeinsamen Prozess freizusetzen.


 

25.04.2014 | 09:29 Uhr — von Pablo Molestina und Ute Reeh

Normen

ure: Mein Interesse als Künstlerin ist auch auszuprobieren wie weit sich Normen aufweichen, umkehren, verändern, lassen. Es ist eine Herausforderung an die Architektur und ein Spiel mit Kunst und Architektur als Begleiterinnen, was da zwischen Wunsch, Prozess und Architektur entsteht. Was fällt dir dazu ein?

pmo: Ich glaube Normen lassen immer einen Spielraum zu. Du kannst eine Norm so oder so auslegen. So wie Jörg Leeser sagte, es kann ein Café sein, aber es kann auch eine dreidimensionale Skulptur, also ein Kunstwerk sein, in dem man zufällig Kaffee trinkt. Das ist ziemlich spannend. Mich interessiert darüber hinaus die Frage der Konstruktion, die Physikalität der Dinge. Da ist der Sprung von dem Modell, das die Kinder jetzt machen, zu einem Gebäude das eins zu eins quasi in der Natur stehen muss und das für Jahre überdauert, eine spannende Herausforderung. Die Transformation von dem Gedankenmodell, das aus einer situativen Bedarfserwägung entsteht, hin zu etwas, was physisch für sich alleine dasteht ist enorm. Das hat weniger mit Normen zu tun, sondern mit, sagen wir einmal Zwängen. Normen sind in Bezug auf die Konstruktion und die Tatsache dass wir selbst bauen wollen zum Teil auch Zwänge. Dazwischen liegt der Spielraum, den wir haben.

ure: Ich bin neugierig, wie uns das gelingen wird, uns allen zusammen. Ich finde uns ein super Team und wir haben gute Voraussetzungen, genau mit dieser Herausforderung zu arbeiten.

pmo: Ja. Was ich schön finde an der jetzigen Konstellation ist: Architekten machen ganz oft soziale Projekte mit Ausrufezeichen! Und oft ist es so, dass die Projekte mit großen Optimismus und Engagement gebaut werden und dann von den Menschen nicht angenommenwerden, weil es für die Leute ein fremder Prozess war, der irgendwann entstanden ist und für sie keine unmittelbare Bedeutung im alltäglichen Leben hatte. Ich verspreche mir von der Konstellation mit dir und mit den Kindern hier aus der Alfred-Herrhausen-Schule in Garath, dass die Annahme dieses Cafés schon jetzt stattfindet. Das die träumen über das was es sein wird, überlegen, was sie darin machen wollen und dass es, wenn wir weg sind, wirklich genutzt wird und nicht verlassen oder vandalisiert.


 

24.11.2013 | 11:37 Uhr — von Ute Reeh

Bildergeschichte zu Künstlern und Lehrern

Unverständnis, kein Wunder man sieht ja nichts. - Verbreitete Ausgangssituation: Die jeweiligen Projektionen und der dazugehörende Schutz verhindern sich zu sehen.

 

Künstler- und Lehrerrolle. Der/die Künstlerin ist frei, aber ohne finanzielle Absicherung; der/die Lehrer/in abgesichert und eng eingebunden in ein hierarchisches System.

 

Dasselbe, einen Schritt weiter. Als Basis der Kooperation ist die gegenseitige persönliche Wertschätzung hinzugekommen. Diese wird ergänzt durch eine temporäre Sicherheit für den/die Künstlerin durch eine vertragliche Absicherung im Modellversuch und ein Honorar, dass einem auf die freiberuflichen Bedingungen umgerechnetes Lehrergehalt (Sek1) entspricht. So ist bei aller Verschiedenheit eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe möglich.

 

Die Wertschätzung und das gegenseitige Kennen lernen bewirkt, dass sich beide als Individuen wahrnehmen und beide aus einer relativen Sicherheit heraus kooperieren können - dabei entsteht der Raum der für die die Teilhabe der Schülerinnen nötig ist. Künstler/in und Lehrer/in planen und organisieren diesen.

 

Der freie Raum braucht Kontinuität und Rückendeckung durch Lehrer/in und Künstler/in vor allem aber auch durch die Schulleitung. In diesem Raum geht die Ideenfindung der Schüler/innen, bzw. der Kinder und Jugendlichen oft blitzschnell aus einem Empfinden von Zeitlosigkeit heraus.

 

Freier Raum. In ihm können auch Utopien erdacht werden. Das steht nicht im Widerspruch dazu im zweiten Schritt die Realität einzubeziehen und mit ihr umzugehen. Dazu gehört die schulische Hierarchie, oder gesellschaftlich gewachsene Regeln, wie Brandschutzbestimmungen, oder Arbeitszeiten des Hausmeisters.

 

Erste Versuche in einem noch offenem Raum erfordern Mut. Im Gehen in unbestimmten neuen Gebieten sind Künstler/innen geübt.

 

Gemeinsame Projektion ohne Beziehung, kann man erzeugen, sie bleiben aber losgelöst. Ist ein solches Vorhaben aus einem Prozess mit der eigenen Gruppe, der eigenen Klasse, Stufe, Schule gewachsen, bewirkt das sich darin generierende und sich immer wieder anpassende Ziel eine hohe Identifikation der Beteiligten, sowie Lust und Bereitschaft zur Umsetzung beizutragen.

 

Ein guter Beginn ist sich Vorzustellen. Jede/r zeigt seinen Schatz, das was er/sie mitbringt.

 

Verschiedenheit ist ein fruchtbarer Ausgangspunkt für Kooperationen.

 

Und dafür gemeinsam Neues zu erfinden.

 

Die Aufteilung in Fächer ist in Schule Tradition. Es lassen sich sinnvolle Verknüpfungen mit allen Fächern finden, auch da wo man es zunächst nicht vermuten würde. Sobald die Lehrer/innen und Schüler/innen Lust dazu haben, finden sich die entsprechenden Räume im Unterricht und bereichern diesen.

 

Für den Prozess wichtig ist die Fähigkeit der Künstler/innen die Prozesse sichtbar und damit gestaltbar zu machen.

 

Weiteres, wichtiges Potential der Künstler ist es die Individualität und damit auch die individuellen Schätze, das was jeder zum Gemeinsamen beisteuern kann immer wieder wahrnehmbar, sichtbar, spürbar zu machen.

 

Begleiteter Prozess mit offenem Ausgang. Künstler, Lehrer und Schüler übernehmen Verantwortung und lernen damit damit auch das Vergnügen kennen etwas für alle Wesentliches zu gestalten.

 

Die Beteiligten tauschen sich als Individuen aus. Fachleute aus den jeweils relevanten Bereichen werden hinzugezogen. Das kann der/die Architektin, die Feuerwehr, ein Ingenieurbüro, weitere Künstler, ein/e Gärtner/in ... sein. Das Selbstwertgefühl wächst für jede/n Einzelne/n, weil in einem geglückten Prozess jede/r auf seine/ihre Weise zu dessen Idee und dem sich immer wieder anpassenden Ziel beigetragen hat.

 


 

24.11.2013 | 05:23 Uhr — von Ute Reeh

Die Dinge wirklich tun

"Wird das was ihr euch ausgedacht hat auch wirklich umgesetzt?" werde ich gefragt. "In der Regel, Ja. In einer Form die sich im langen Prozess des mit 'Allen sprechen' wächst, sich mit jedem Gespräch, mit jeder hinzukommenden Gruppe anpasst, im besten Fall das Potenzial birgt auch späteren Schüler/innen und Lehrer/innen einen wie auch immer gearteten Freiraum zu lassen." "Hier in München", so geht das Gespräch weiter, "gibt es ständig Beteiligungsverfahren. Alle werden gefragt, was sie sich wünschen und im nächsten Schritt wird, dessen ungeachtet und davon unberührt umgesetzt, was schon lange vorher feststand" Es geht um Macht, so scheint es, um die Wahrung von Revieren, um Angst davor, was geschieht, wenn sich Menschen wirklich beteiligen. Sicher auch um Unsicherheit wie das nur gehen kann. Um Angst vor der Ungewissheit, um Angst vor Veränderungen seit Jahren eingespielter Prozesse.

Ich bin hellhörig. Das Gespräch trifft zusammen mit dem Abbruch eines Schulkunstprojektes zu einem Zeitpunkt, an dem ich das nicht erwartet hätte. Nämlich kurz davor zu handeln. Das geschieht bereits zum zweiten Mal, nach demselben Muster.

In dem Moment an dem sich Schüler/innen bereit erklären für eine Entscheidung Verantwortung zu übernehmen, sich bereit erklären Arbeit zu investieren, mitzudenken, zu überlegen, wie kann das Zusammenleben für alle angenehmer sein. In dem Moment, an dem es gilt einen Plan nicht nur zu durchdenken und abzustimmen sondern ihn probeweise zu Teilen oder auch ganz umzusetzen, wird der/die Künstler/in nach Hause geschickt. Was macht das Handeln so bedrohlich? Vergeliche ich Beteiligungsverfahren ohne Folgen und den Abbruch von Projekten an dem Punkt an dem die Beteiligten Verantwortung übernehmen wollen, komme ich auf einen wesentlichen Faktor von Schulkunst: Den der Selbstermächtigung, im größtmöglichen Konsens mit möglichst vielen, die in und an Schule arbeiten und lernen zwar, aber in einer Kommunikation auf Augenhöhe. Diese Gespräche und Abstimmungsprozesse relativieren vorübergehend die hierarchische Kommunikationsstruktur. Es schimmert auf, es gibt unterschiedliche Wege, verschiedene Möglichkeiten, es entstehen neue Qualitäten.

Das muss so nicht passieren, alle erfolgreichen Projekte zeigen dies und auch wie es gelingt. Das Referenzprojekt in Garath ist dafür ein Beispiel. Es kann gut sein, dass schon die Auswahl der Schule und damit ihres Leitungsteams eine entscheidende Rolle spielt. Der Erste Kontakt zur Alfred-Herrhausen-Schule ging auf einen erfahrenen Mitarbeiter des Düsseldorfer Schulverwaltungsamts zurück, der die Schulen vor Ort sehr gut kennt; der einschätzen kann, welche Schulen für sich erkannt haben oder dafür offen sind, dass prozessorientiertes künstlerisches Arbeiten zum schulischen Erfolg beitragen kann.

Auffällig sind die Unterschiede in den Kommunikationsstrukturen erfolgreicher und in nicht erfolgreicher Projekte. Die ersten sind von einem grundsätzlichen gegenseitigen Vertrauen geprägt, die zweiten von isolierter, polarisierte Kommunikation, vom Separieren einzelner Gruppen, von Absprachen, die indirekt durch Vermittlung der Schul- und Bauleitung zustande kommen. Solche Strukturen versprechen Kontrollierbarkeit und führen in der Realität zu sehr hohem Zeitverbrauch mit unklaren Ergebnissen. Sie sind anfällig für Projektionen und Missverständnisse. Für die Integration von Schüler/innen bleibt wenig Raum.

Mit Geduld und Energie lässt sich trotz dieser Schwierigkeiten eine produktive Arbeitsatmosphäre einstellt. Aber was kann der Grund dafür sein, genau zu diesen Zeitpunkt, wenn es endlich beginnt eine positive Dynamik zu stoppen? Der Tenor der Gespräche die eine solche Entscheidung begründen sind immer gleich: "Das Projekt ist wünschenswert, wir erkennen seinen Mehrwert für uns, wir sind beeindruckt, aber wir bezweifeln, dass es möglich ist die Ideen umzusetzen, wir bezweifeln, dass es dem Projekt gelingt einen Konsens herzustellen." Der Stop zementiert man was man bezweifelt. Gestoppt werden die Ideen nicht zur Konsensreife gebracht. Die Vermutung liegt nahe, der Abbruch wendet ab, was jeder von den Schülern und Schülerinnen wünscht und zugleich fürchtet, die Dinge wirklich tun.


 

21.11.2013 | 11:55 Uhr — von Irene Hohenbüchler

ein-fall-en

Zusammenarbeit mit SchülerInnen der Emscher.schul.Kunst Frühling 2013 iniziiert und organisiert von der Künstlerin Ute Reeh.
Die Arbeit in der Gruppe lockt. Ich bin angefragt um mit der Gesamtschule Emschertal, Duisburg und Studierenden der Kunstakademie Münster ein Schulprojekt zu starten.
Wer will und hat Ideen, etwas zu sagen, wer braucht Hilfe bei der Planung? ... SchülerInnen aus Duisburg, aus einem Gebiet mit hohen Migrantenanteil sollten auch einmal zum Zug kommen, sie wünschen sich Sitzmöglichkeiten für den Hof. Eile ist angesagt, damit die Sitze im Frühjahr benutzbar sind.
Was soll entstehen und wie sollen alles aussehen? Der Hof ist groß, leer und eher trist. Ein bisschen Pepp könnte er schon vertragen. Die erste Zusammenkunft: mit Hilfe von kleinen Skizzen und Zeichnungen wird die Wunschmöblierung erfunden, in Modelle umgesetzt. Eigenartige Formen werden konzipiert als Sitz und Liegemöglichkeit: große Hände, welche ein lange Bank umschließen, so lang, damit eine ganze Klasse darauf passt.
Gearbeitet wird mit Katja Böhme, als teilnehmende Beobachterin, Stephanie Sczepanek, Lioba Knape, Daniel Landmann und Timm Dannenberg mit seiner mobilen Werkstatt von der Kunstakademie Münster in Zusammenarbeit mit Anna Bäumer und ihrer Klasse der Gesamtschule Emschertal:
Selina, Dzessika, Berat, Muhammed, Salih, Michelle D., Pascal, Kan. Robin, Janina, Vladislav, Anna-Lena, Fiona, Hoda, Chiara, Aileen, Diren, Michelle P., Benjamin, Nagihan, Ann-Kathrin, Can-David, Danny, Sümeya.
Langsam läuft es an, einige der Kinder sind interessiert und machen gleich mit, sprühen vor Eifer, andere müssen erst überzeugt werden. Motivationsarbeit wird gefordert und kostet einiges an zeitlicher und emotionaler Ressource.
Außerdem muss darauf geachtet werden, dass die Klasse nicht gespalten wird zwischen denjenigen, die sich gerne beteiligen und den anderen, die sich eher in die Ecken zurückziehen, um wenig zu tun, Tee zu trinken und zu lästern. Die Gruppe beginnt zusammenzuwachsen und ein Team zu werden. Tim, mit seinem interessanten Werkzeug, seinen Tatoos am Arm und seiner handwerklichen wie künstlerischen Kompetenz wirkt sehr interessant, für Jungen wie für Mädchen. Die Arbeitsprozesse werden intensiver, der Rhythmus beginnt. Das erste Möbelstück wird fertig, das spornt an... . Neugierige Blicke aus anderen Klassen durch die Fenster machen stolz auf das Geleistete.
Einen zeitlichen Druck gibt es, weil alles in einer Woche fertig gestellt werden soll. Die Jugendlichen müssen wieder zurück in ihren geregelten Schulunterricht und Tim mit seiner rollenden Werkstatt zieht weiter, die Künstlerin und die Studierenden eben so. Diese Eingrenzung ermöglicht aber auch, dass das Projekt schneller wächst und zu einem Ende kommt. In diesem Fall ist dies nicht von Nachteil. Es gibt keine Möglichkeit der Verzögerung, jeder oder jede muss sich anstrengen. Durch die Präsenz der Lehrerin, die die Jugendlichen mit viel Vertrauen und Konsequenz durch die Woche führt, kann die Fertigstellung der Bank erfolgen. Es sind nicht nur die willigen motivierten Kinder, die beteiligt sind, es gibt einige, die extreme Schwierigkeiten haben, bei der Sache zu bleiben. Aber das „Wachsen“ der Bänke hilft zu erkennen, dass durch gemeinsame Anstrengung etwas „Reales“ umgesetzt werden kann. Das Zusammenräumen ist für mache wieder schwierig. 5 Tage intensives gemeinsames Arbeiten, das strengt an.

Ein Kraft- und Willensakt. Die Identifikation mit der Arbeit und das Erkennen eines Sinns in der eigenen Beteiligung spornt an. Jedenfalls werden die Möbel gerne benutzt und zwar von allen SchülerInnen. Sie sind fest, bieten Schutz und geben etwas Bewohnbares an den Hof weiter. Erstaunlicher Weise stehen die Bänke ein halbes Jahr später noch immer, obwohl keine Möblierungen dem täglichen Gebrauch und den nachschulischen Nutzern bis dahin standgehalten haben. In Folge wurde über langen Zeitraum darauf verzichtet. Offensichtlich aber wurden die gemeinsam gebauten Möbel akzeptiert, angenommen und geachtet.
Dieses Projekt mit der Gesamtschule Emschertal war auch für Irene eine neue Erfahrung, dieses Nicht-beteiligt-sein-wollen und teilweise Unverständnis zu umschiffen und den Jugendlichen doch einmal das Gefühl des Besonderen zu vermitteln.

Im Katalog der Emscher Kunst 2013 hat das Emscher.schul.Kunst Projekt keinen Platz und Wiederhall gefunden, obwohl die Projekte an drei verschiedenen Schulstandorten unter der Leitung von Ute Reeh, Patrick Rieve und Till Krause (Galerie für Landschaftskunst) und meiner Klasse für kooperative Strategien an der Kunstakademie Münster im Rahmen der Emscher Kunst gefördert, online publiziert und stattgefunden haben. Hier stellt sich die Frage, sind die schulischen Projekte zu weit entfernt von der „etablierten Kunst?“ Herrscht Scheu, die Kunstwelt damit zu konfrontieren und tatsächlich wie vorab abgesprochen auf gleicher Augenhöhe mit den anderen künstlerischen Projekten zu zeigen? Was ist der Unterschied, oder besser gesagt: was macht den Unterschied? Ist Partizipation ein Nebenprodukt, ein vom Sozialstaat gefördertes Bildungsprogramm für zukünftige mündige Kulturkonsumenten? Würde die Arbeit stören im Katalog? Ist deren künstlerische Sprache uninteressant? Entspricht mit Schulen zu arbeiten, nicht wirklich dem Feld der Kunst-Diskurs-Kunst? Bedarf dies nicht einer ernsthaften Betrachtung?
Wir dachten, der Diskurs wäre seit den 90er Jahren längst aufgebrochen, es gäbe Verständnis für prozessorientierte Arbeitsweisen im Spannungsfeld zur gesellschaftlichen Positionierung. Oder wirkt die Arbeit zu naiv, da vor Ort mit den Kids gearbeitet wird und das nicht hoch bewertete Kunst sein kann? Ist das Feld der Kunst im Sozialen Bereich ausgeschöpft, ein Zeitgeistphänomen? Was steht dahinter? Partizipatorische Projekte werden gefördert, unterstützt und können stattfinden, aber bleiben des Öfteren im Verborgenen, werden nur von „Spezialisten“ wahrgenommen.
Wir würden uns wünschen, dass dieses Potentiale des „gemeinsames Handelns“ mehr genutzt und Anerkennung finden würden.


 

18.09.2013 | 10:54 Uhr — von Ute Reeh

Prozesse und ihre Formen

Das Bewusstsein über den Prozess und seine Form ist ein wesentlicher Impuls der von uns KünstlerInnen kommen kann. Planungs- und Bauprozesse lassen sich als künstlerische Herausforderung betrachten. Ihre Form - zu der Kommunikation, Beteiligung, die Struktur von Begegnungen, der Hierarchie des Denkens
gehören - wahrzunehmen und zu gestalten sehe ich als künstlerische Herausforderung. Ich werbe dafür, Umbau- und Gestaltungsprozesse von Künstlerinnen und Künstlern begleiten zu lassen und deren Herangehensweisen für offene Entwicklungen zu nutzen. Der Modellversuch nutzt Prozesse mit offenem Ausgang als Arbeitsform.
Am 16.09. wurden wir für das Referenzprojekt des Modellversuchs an der Alfred-Herrhausen-Schule Düsseldorf mit dem Schulbaupreis NRW ausgezeichnet. Im Projekt hatten die vielen Beteiligten ihre Projekte im Projekt und waren damit an dem aus dem Prozess heraus entstehenden Ziel beteiligt.
So zu arbeiten verstärkt eine Kommunikationssituation in der Architekten, Geldgeber, Kinder, Jugendliche, Schulleiter, Studierende auf Augenhöhe sprechen, Verantwortung tragen, gemeinsam handeln. Ganz bewusst bin ich die ersten Schritte gemeinsam mit den Kindern gegangen. Ich erinnere mich daran, wie beeindruckt die Architekten von deren klaren Vorstellungen waren. Für die
Schüler/innen bestand der Lernprozess vor allem darin zu bemerken, welche Fähigkeiten in ihnen stecken, wenn sie den Mut haben sich selbst und ihr eigenes Empfinden ernst zu nehmen.


 

21.06.2013 | 07:21 Uhr — von Bernhard Chiquet

Vorraussetzungen der KünstlerInnen

Gute Künstler sind oft bewusste Dilletanten. Für neue Wege ist es nötig sich über die Grenzen der eigenen Professionalität hinauszuwagen und sich dessen bewusst zu sein.

Schulkünstler sollten mediale Offenheit mitbringen und eine sehr hohe Qualität in der eigenen künstlerischen Arbeit. In dieser sollte sich ein hoher Qualitätsanspruch zeigen. Nötig ist die Fähigkeit eines klaren Blicks, der sich auch darin äußert, selbst klare formale Vorgaben auf Grund eigener Entscheidungen zu geben. Der Prozess und das Ergebnis können dann reich und vielstimmig sein.

Als Begleiter/in ist der/die Künstler/in Berater auf dem Weg zum unterschiedlichen Eigenen. Das steht nicht im Widerspruch zu klaren formalen Vorgaben, die er/sie im Projekt als KünstlerIn setzt. Zur wichtigen Frage nach der Auswahl der Künstler meine ich, dass man das nicht dem Zufall oder dem 'Gespür' einer einzelnen Person überlassen sollte. Fachleute für Kunst muss man im Kunstsystem suchen, und solche für Schulentwicklung im Bildungs- und Verwaltungssystem (die Beteiligten beider Systeme sind im je anderen Gebiet bestenfalls Dilettanten); diese beiden Systeme müssen sich für umfassende Projekte für die Klärung der Qualitätsfrage zusammenschliessen.

Künstler brauchen das Echo von der Schulseite. Sie brauchen mutige und starke Schulleitungen. Die KünstlerInnen gehen Schritte in neue unbekannte Richtungen. Im Gegensatz zum Dilettantismus gutbürgerlicher Hobbykunst ist genau dies der Grund, weshalb ernsthafte künstlerische Prozesse in Schulen unweigerlich Schulentwicklung berühren.

Angelika Tischer zum Potential der Künstler, 2013

 


 

22.02.2013 | 10:07 Uhr — von Otto Seydel

Das Wunder von Garath

„Sonder“-Schüler aus einer Förderschule mit dem Schwerpunkt „emotionale und soziale Entwicklung“ (pädagogisch eine der größten Herausforderungen überhaupt) entwerfen für ihr (reichlich ödes!) Schulgelände den Plan für eine wunderschöne Außenterrasse als ihren Treffpunkt, sammeln für die Realisierung 50.000 €, unterstützen maßgeblich die Profis beim Bau und dokumentieren das Ganze auch noch mit eigenen Filmaufnahmen. Von der ersten Kinderskizze bis zum großen Einweihungsfest vergehen drei Jahre.

Als Laura und Tosca mir anlässlich eines Besuchs an der Alfred-Herrhausen-Schule (Düsseldorf-Garath) stolz Ihre Skizzen zeigten und die selbst gebauten Modelle erklärten, waren die beiden in der sechsten Klasse. Es war eine regelrechte Wettbewerbsausstellung, die sie gemeinsam mit ihren Klassenkameraden für die selbst inszenierte Jury-Sitzung in einem schlichten Klassenraum aufgebaut und bei der sie das Siegermodell nach intensiven Klassendiskussionen ausgewählte hatten. Ich war beeindruckt von der Gewandtheit und Genauigkeit, mit der die beiden mir die Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten vorstellten. Aber heimlich war ich voll Kummer: Wieder nur ein pädagogischer Sandkasten, in dem das Werk allzu schnell dem Spielplatzboden gleich gemacht werden wird. Hoffentlich würden die beiden tapferen Schülerinnen (wie auch die Erwachsenen, die sie unterstützten) die absehbare Enttäuschung schnell verwinden können. Denn dass aus einer solch himmelstürmenden Idee je Wirklichkeit werden würde, hielt ich angesichts des üblichen Verlaufs solcher Projekte an anderen Schulen für schlechterdings ausgeschlossen – aber ich wollte ja niemanden entmutigen. Und so behielt ich die Skepsis für mich.
Ich sollte mich geirrt haben. Drei Jahr später, nach der Eröffnung, sagte Laura, inzwischen in der neunten Klasse, eher nüchtern, selbstverständlich, mit kaum gezeigtem Stolz: „Wir haben Spuren hinterlassen.“
Was also verlief so anders als üblich bei diesem Projekt? Was hatte ich falsch eingeschätzt?


Irrtum 1: An einer „Förderschule“ ist ein solches Projekt nicht möglich.

Die Idee wurde wider Erwarten Wirklichkeit - unter anderem, weil das Projekt an einer Förderschule stattfand. Das Korsett des staatlichen Schulsystems, in das viele Lehrer der „normalen“ Schulen sich gezwängt fühlen, das sie selbst manchmal sogar noch fester zuschnüren als nötig, lässt in der Förderschule weit mehr Spielraum. Der Lehrer dort muss primär vom Kind aus denken, damit es seinen Zugang zu der jeweiligen Sache findet, ihm Zeit geben, Umwege zulassen. Das Ziel, überhaupt (wieder) Zugänge zu finden, der Aufbau von Neugier und Lernfreude, von„Motivation“, ist wichtiger, als die formale Erfüllung bestimmter Lehrplannormen oder die Erreichung eines bestimmten Notenschnitts (Zur Seite gesagt: Eigentlich ist es ein Skandal unseres Schulsystems, wenn erst in einer „Sonder“-schule wiederentdeckt wird, dass Schule auch ganz anders funktionieren kann! Vielleicht ist es wie mit der Orchidee: Viele Arten brauchen einen magern Boden, damit sie überhaupt gedeihen können). Unter diesen Systembedingungen fällt es der Schulleitung und dem Klassenlehrer leichter, die Zügel so weit loszulassen, dass über lange Zeiträume viele Unterrichtsstunden aus dem Lehrplanschema springen, dass die Vorbereitung einer Projektpräsentation der Schüler vor einem möglichen Sponsor wichtiger ist als die Vorbereitung einer Klassenarbeit etc. „Unser Abitur ist die Terrasse!“ sagte Laura – mit Betonung auf „unser“ - ein Jahr nach Beginn des Projekts bei ein Vorstellung der Zwischenergebnisse, als noch keineswegs sicher war, dass sie diese anspruchsvolle Prüfung bestehen würden. – Ich war mir nicht sicher. Laura und Tosca schon.


Irrtum 2: Ein Nicht-Lehrer kann in einer Schule nicht „Motor“ eines solchen Projektes sein.

Die Idee wurde wider Erwarten Wirklichkeit - unter anderem, weil eine Künstlerin Motor, „Treiber“ des Projektes war. Eine Künstlerin bringt eben diese Grundeinstellung mit: „Wider alle Vernunft“ daran festzuhalten, dass ein ungewöhnliches Werk gelingt, Wirklichkeit wird, wirkt. Allerdings braucht es für das Gelingen eines solchen Schulkunstprojekts noch ein Zweites, eine bestimmte genuin „pädagogische“ Haltung. Denn die Künstlerin bleibt in einem solchen Schulkunst-Projekt nicht diejenige, die „ihre“ Kunst macht. Wenn sie „ihre“ Kunst machen würde, dann könnte sie die Schülerinnen und Schüler nicht wirklich beteiligen. Laura, Tosca und ihre Mitschüler aber waren wirklich Beteiligte. Sie fühlten nicht nur so. Es waren ihre Entwürfe, es waren ihre Modelle. In einem Schulkunstprojekt muss der Künstler also „seine“ Kunst loslassen, Kunst entsteht hier nicht als Werk eines einsam im Atelier Schaffenden, sondern als interaktiver Prozess im öffentlichen Raum. Und wenn die Künstlerin wiederum sagen würde „Ich bin in diesem Projekt Lehrerin“, dann könnte ein solches Projekt in dieser Intensität vermutlich auch nicht entstehen. Denn die Gesetzmäßigkeiten, unter denen auf der einen Seite ein Künstler ein Kunstwerk "entwickelt" und unter denen auf der anderen Seite Lehrer ihre Schule (weiter)entwickeln, sind zunächst einmal grundverschieden, erscheinen sogar gänzlich unverträglich:
• Der Künstler ist unabhängig, er gehorcht seiner persönlichen Intuition, seinen eigenen Ausdrucks-"Gesetzen" - Lehrer sind (auch dann, wenn sie es nicht so empfinden!) abhängig, sie arbeiten – auch in der Förderschule - in einem extern bestimmten Rahmen von Vorschriften, Lehrplänen und knappen Ressourcen.
• Der Künstler setzt sich mit seinem Werk öffentlicher Kritik aus, aber er unterwirft sich ihr nicht - der Lehrer setzt sich mit seinem Unterricht dem Schulleitungsurteil und der Schulaufsicht aus und muss sich dem fügen.
• Der Künstler hat seine Arbeit frei gewählt, der Lehrer ist Beamter in einer staatlichen Einrichtung, die eine Pflichtveranstaltung für die Schüler ist, zu der sie - im Extremfall sogar mit Polizeigewalt - gezwungen werden.

Die Künstlerin in einem Schulkunstprojekt hat also zwischen der Künstlerrolle und der Lehrerrolle eine sehr anspruchsvollen Gratwanderung vor sich. Es ist ein schmaler Grat, auf dem sie da gehen muss, um genau das hinzubekommen, was Ute Reeh in diesem und vielen anderen ihrer Schulkunstprojekte geschafft hat: die Kreativität der Schüler in einem gemeinsamen Prozess freizusetzen.
In der Freiheit der Künstlerin und der Art und Weise, wie die Person Ute Reeh sie zu nutzen weiß, liegt also ein weiteres Geheimnis des „Wunders von Garath“ - selbst wenn diese Freiheit der Künstlerin natürlich auch nicht „absolut“ ist (nicht zuletzt die ökonomischen Zwänge, unter denen sie in der Regel arbeiten muss, sind nicht zu unterschätzen!), so ist ihre Freiheit doch um ein Vielfaches größer als die des Lehrers. Der Begriff Schulkunst bedarf in diesem Zusammenhang einer wichtigen Erläuterung: Es geht nicht um „Kunst in der Schule“, sondern um „Künstler / Künstlerinnen in der Schule“, es geht um Prozesse, die nicht über Lehrpläne, Bücher oder Methodenboxen zu vermitteln sind, sondern ausschließlich über und durch reale Personen angestoßen werden. Welche Haltung der Künstlerin ist für die Gratwanderung nötig? Man kann sie nur schwer „lernen“, wenn man sie nicht mitbringt: Unendlich viel Geduld und Vertrauen in die Kraft der Kinder; auch das Unvollkommene als – im Wortsinn - wertvoll gelten lassen; und das Schwerste: Davon abzusehen, dass man glaubt, Vieles besser machen zu können.
Weil das System Schule mit seinen Arbeitsbedingungen auf der einen Seite, und das Selbstverständnis eines Künstlers auf der anderen so verschieden sind, ist ein solches Projekt – unvermeidlich - immer gefährdet. Die Arbeit einer Künstlerin in der Schule kann störend und verstörend wirken, vor allem, weil nicht zuletzt ihre Zeithorizonte und Bewertungssysteme so ganz anders sind als die der Lehrer. Ein lebendiger Künstler hält einen vergrößernden Spiegel bereit für das, was die Schüler und ihre Lehrer oftmals zunächst nicht sehen, nicht hören, nicht fühlen können, einen Spiegel für das, was in ihrem eigenen Rücken geschieht. Und das ist nicht immer angenehm.


Irrtum 3: Der Zeithorizont, der für ein solches Projekt notwendig ist, übersteigt die Perspektive einer Schulklasse bei weitem.

Die Idee wurde wider Erwarten Wirklichkeit - unter anderem, weil die Schüler nicht für das Leben (in ferner Zukunft) lernen sollten, sondern weil ihre Arbeit jeweils von Tag zu Tag „hier und jetzt“ wichtig wurde. Dafür bediente sich Ute Reeh eines einfachen aber hoch wirksamen Mittels: Die „Werke“ der Schüler erhielten Bedeutung, durch die verschiedenen Menschen, die sie von Phase zu Phase immer wieder neu und immer wieder andere in die Projekte aktiv einbezog. Kunst will gesehen sein. In der kleinen Ausstellung in der Klasse, in großen Jury-Sitzungen zur Auswahl des favorisierten Entwurfs gemeinsam mit ihren studentischen Partnern der Fachhochschule Düsseldorf, durch den Beirat, der das Projekt begutachtete, durch den Bürgermeister und den Sparkassendirektor, die die Kinder als Sponsoren gewinnen wollen, durch den Film, den die Schülerinnen und Schüler über ihr Projekt selbst drehen. Und so weiter. Zugleich wuchs mit der Einbeziehung der Fremden die Kompetenz aller Beteiligten. Ein sehr wichtiger Partner – und für das Gelingen unverzichtbar - wurden in einer Frühphase des Vorhabens die Architekturstudenten, die die Entwürfe der Kinder im Rahmen ihres eigenen Projektstudiums gemeinsam mit ihnen weiterentwickelten und „professionalisierten“, ähnlich wie später in der Realisierungsphase die Planer und Bauleute. Entscheidend für alle Partner: Immer im Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern. Damit konnten sie ganz unmittelbar erfahren: Ein solches Projekt kann nie das Werk eines Einzelnen sein, sondern es entsteht durch die Beiträge von sehr sehr vielen Menschen. Jeder tut seinen Teil dazu. Auch derjenige, dessen Idee nach einem Brainstorming wieder verworfen wird.
Dass ein solches Projekt nicht konfliktfrei verläuft, muss nicht wundern. Natürlich gab es Schüler, denen es viel zu lange dauerte, die ausstiegen. Natürlich gab es Streit mit den Bauleuten, die die Mitarbeit von Schülern verweigerten, weil sie mehr Zeit kosteten als einsparten, weil manche viel mehr störten als halfen. Natürlich gab es Enttäuschungen, weil Details ganz anders wurden, als von den Schülern geplant.
Aber solche Krisen sind unvermeidlich, wenn man Schülern zumutet, nicht für das Leben zu lernen, sondern vom Leben. Allein hätten sie es nicht geschafft. Aber das ist ja auch sonst eine Illusion. Im Leben.

Der Bericht über das Terrassenprojekt ist keine Drehbuch-Story, sondern eine wahre Geschichte aus dem Düsseldorfer Vorort Garath, aus der Alfred-Herrhausen-Schule. Es ist die Geschichte zu dem Motto der Schule, das auf ihrer Homepage zu finden ist: „Jede Gesellschaft kann auf Dauer nur so intelligent, leistungsfähig und erfolgreich sein wie die Menschen, aus denen sie besteht. Es kommt deshalb darauf an, immer wieder Bedingungen zu schaffen, die es erlauben, alle in ihr vorhandenen Fähigkeiten und Talente voll zu entfalten und auszuschöpfen.“ (Alfred Herrhausen). Dass auch Kinder, die in „normalen“ Schulen als nicht beschulbar gelten, große Fähigkeiten und Talente besitzen, beweist diese Geschichte. Die erste und wichtigste Voraussetzung: Sie ihnen zuzutrauen. Wunder sind möglich.

Potential wahrnehmen 2013

 


 

05.12.2012 | 08:24 Uhr — von Otto Seydel - Ute Reeh

Kunst als Katalysator

Otto Seydel: Sie haben mich gefragt „ist die Rolle des Künstlers, die eines Moderators?“. Nein, das ist etwas anderes. Ein guter Moderator bleibt in der Sache neutral. Darum stimmt auch die Überschrift nicht, ein Katalysator verändert sich in dem Prozess, den er auslöst selbst nicht. Ein Künstler bleibt aber in diesem Prozess nicht neutral. Der Künstler ist zwar in einem solchen Projekt nicht derjenige der „seine“ Kunst macht. Wenn er „seine“ Kunst machen würde, dann könnte er die Schülerinnen und Schüler nicht wirklich beteiligen. Er muss seine Kunst loslassen.

Ute Reeh: Ich als Künstlerin bleibe in einem relativ hohen Maße tatsächlich neutral. (Nicht als Mensch, da lasse ich mich ein.) Inhaltlich halte ich mich sehr zurück. Die Künstlerin in mir betrachtet die Strukturen, die der Projekte der Schülerinnen, die Interaktionen, auch meine eigene, die Wechselwirkung mit dem System Schule. Dies ist Teil meiner künstlerischen Arbeit. Mit Christopher Dells Worten, dies ist mein Projekt im Projekt Schulkunst.

Otto Seydel: Können Sie wirklich das Künstler- und das Menschsein so trennen? Wenn Sie mit den Kindern in der Alfred Herhausen Schule gearbeitet haben, dann "macht" doch diese Arbeit mit Ihnen etwas, was auch Wirkungen auf Ihre inneren Bilder, Vorstellungen, Assoziationen hat?

Ute Reeh: Das macht mit mir als Mensch sehr viel. In der Interaktion trenne ich nichts, da bin ich als Mensch und Künstlerin präsent, mit Geben und berührtem Nehmen. Aber der Künstlerinnenanteil betrachtet danach oder auch währenddessen quasi aus der Vogelperspektive was geschieht. Ohne dies würde das Projekt versumpfen, bzw. würde hilflos zwischen Stühle oder Mühlrädern stecken bleiben. Natürlich verändern sich die Strukturen fortwährend parallel und mit dem Prozess. Das ist dann in den Zeichnungen, die ich mache um mir darüber bewusst zu werden, abzulesen. Ich bin in einem Forschungs- und Lernprozess, so wie die Kinder, auch wenn wir jeweils andere Bereiche, andere Verantwortungen im Blick haben.

Für Johannes Schilling 2012

 


 

16.11.2012 | 03:57 Uhr — von Ute Reeh

Auf die Kommunikation kommt es an!

Noch genauer, deren Struktur ist Teil der künstlerischen Arbeit und ist Gradmesser für das Projekt.

Sie sehen hier drei völlig verschiedene Strukturen.

Die erste mutet den beiden Schlüsselfiguren sehr viel Zeit zu. Sie wird befördert durch das Bedürfnis der zentralen Figuren die Prozesse zu kontrollieren. Schüler haben hier relativ wenig Raum, sie kommen am Rand vor und sind so gut wie ohne realen Einfluss. Der Architekt in diesem Prozess ist gar nicht eingebunden. Das gemeinsame Vorhaben hat keinen Raum.

Die zweite Struktur involviert die Schlüsselfiguren, aber auch alle anderen Beteiligten. Die Schüler haben Einfluss und sind mit ihren Potentialen gefragt. Das gemeinsame Vorhaben nimmt Gestalt an. Die Ergebnisse zeigen eine höhere Komplexität und damit auch eine höhere Qualität als die von einer/einem einzelnen der Beteiligten gedachten.

Die dritte Variante ist flexibel und von Vertrauen in die Fähigkeiten und die Offenheit aller Beteiligten getragen. Die Schlüsselfiguren sind im Gespräch. Situativ werden alle Beteiligten mit einbezogen. Qualitäten und Probleme werden oft direkt erkannt und von dem/r jeweils geeigneten Partner/in gelöst. Es entsteht kaum Reibungsverlust. Die Schüler profitieren, die Ergebnisse beeindrucken durch hohe Authentizität und Professionalität.

Auffällig ist, dass mit abnehmender Kontrolle und zunehmendem Vertrauen das eigentliche Vorhaben ins Zentrum rückt. Die Schlüsselfiguren rücken nach Außen, ohne dass deren Präsenz abnimmt.

polarisierte Kommunikation

 

Kommunikation in Gruppen

 

Das gemeinsame Vorhaben steht im Zentrum. Die beteiligten Personen stehen in einer flexiblen Kommunikation. Es entsteht eine hohe Aufmerksamkeit für das von allen getragene Vorhaben.

 


 

04.04.2012 | 05:55 Uhr — von Jo Meyer

Darüber reden !

Am meisten fiel mir auf, wie vorsichtig wir in den Unterrichtstunden am Heinrich-Hertz-Berufskolleg formulieren mussten, um nicht eine Meinung zu setzen und zu beeinflussen. Kreativität ist da sehr zerbrechlich am Anfang. Aber wenn den Schülern einmal die Angst vor eigenen Vorschlägen durch ein vorsichtiges Hier-und-Da-zeigen genommen wurde, lief es fast immer gut und Ideen wurden formuliert, zu Papier gebracht und präsentiert. Am meisten überrascht hat es mich wie gut die von den Schülern formulierten Anregungen sich in die Planung des Architekten Herrn Heuer integrieren ließen und wie positiv das von Architektenseite aufgenommen wurde. Das Erstaunliche daran ist, dass hier Gruppen die normalerweise nicht miteinander sprechen, zu direkten Ergebnissen kommen. Allein, dass eine Form des Austausch geboten wird, ist Anlass und Aufforderung genug, um eine wie auch immer geartete Übereinkunft zu finden. Das ist eine nicht zu unterschätzende Qualität.

Es geht nicht darum, die Beteiligten zu Architekten oder ähnlichem zu machen.
Aber jeder sollte verstehen wie Bauwerke entstehen und was sie bewirken können.
Bauen ist eine gesellschaftliche Aufgabe und deshalb ist der Diskurs darüber unabdingbar. Mehr noch: Ich behaupte, nur wenn ein Bauwerk verstanden wird kann eine gute Architektur bestehen. Ein Gebäude ist eine Hülle die genutzt wird und die man dazu pflegen muss. Dabei meine ich nicht nur die Raumpflege, die auch ein wichtiger Bestandteil des Pflegens ist. Auch die Einrichtung und vor allem der Umgang mit hinzugefügten oder weggenommenen Bauteilen muss als Pflege an der Hülle verstanden werden. Die Pflege an einem Gebäude setzt aber ein Verständnis dafür voraus. Ein Verständnis, dass wir für all unser tägliches Tun einen gebauten Rahmen brauchen, der uns technisch, funktional und ästhetisch in hohem Maß dienen muss, ohne ständig unser Bewusstsein zu fordern. Und dieses Verständnis brauchen alle! Nicht nur die Experten, die entscheiden müssen was, wo und wie gemacht wird. Sondern vor allen auch die Menschen, die Räume und Gebäude gebrauchen oder sie bezahlen oder auch nur daran vorbeigehen müssen.

Unsere Arbeit mit den Schülern des Heinrich-Hertz-Berufskolleg hat gezeigt, dass das Interesse bei den Schülern leicht geweckt werden kann wenn die Angst vor einem Thema genommen wird, dass normalerweise den Spezialisten überlassen wird. Wenn den Schülern durch den Unterricht einmal bewusst wurde, wie direkt sie ein Gebäude, dass sie täglich nutzen angeht und beeinflusst, gibt es eine Menge zu sagen. Umgekehrt gilt aber auch für die am Bau beteiligten Planer, dass Nutzer, die sich kritisch mit ihrem Gebäude auseinandergesetzt haben, die vorgestellten Planungen verstehen und zu echten Gesprächspartnern werden können. So entsteht ein Dialog, der die Qualität unserer gebauten Umwelt sichert.


 

10.03.2012 | 11:11 Uhr — von Helmut Heuer

Gewinn für das HHBK

Die Künstler im von Schulkunst begleiteten Planungsprozess sorgen für Horizonterweiterungen. Durch die enorme Vielfalt von gut vorbereiteten Vorschlägen der SchülerInnen sind Qualitäten und zusätzliche Aspekte entstanden. Für mich war vieles ganz neu. Beeindruckt hat mich der Wunsch der Schüler nach "Weitblick". Auch dieses Miteinander von Haus und Baum und was dieser Gedanke für Konsequenzen für den Bau hat. Weitere Aspekte waren der Einbezug des Sonnenstandes, die Bedeutung des Zugangs zur S-Bahn, das Querdenken bei der Laborzone und bei den Unterweisungsräumen, sowie der intensive Wunsch nach Kommunikationszonen mit vielen Sitzmöglichkeiten im Innen- und Außenbereich. Sogar zu den Fassadenmaterialien und Farben wurden Ideen entwickelt. Für mich ein tolles Beispiel dafür, wieviele Ressourcen und Kreativität bei den Schülern vorhanden sind, die nur geweckt und integriert werden müssen, damit das Bauen effizienter besser und wirtschaftlicher wird. - Der Zweck der Gebäude lässt sich so viel nutzerkompatibler umsetzen.


 

07.03.2012 | 06:37 Uhr — von Olaf Schmiemann

Statement

Das Projekt Schulkunst hat den Schülerinnen und Schülern unserer Schule die Möglichkeit geboten, ihre Vorstellungen des neuen Schulgebäudes zunächst für sich zu entwickeln und dann den Fachleuten vorzustellen.
Fasziniernd zu beobachten war dabei, von welcher fachlichen Qualität die Ideen und Vorstellungen waren und wie die Fachleute diese Vorstellungen in ihr Gesamtkonzept integriert haben. Dank der guten Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler für die gemeinsamen Planungsphasen mit den Fachleuten, fanden diese Austauschveranstaltungen absolut auf Augenhöhe statt.


 

31.10.2011 | 11:45 Uhr — von Tom Braun

Handlungen

Die Menschen in den Schulen haben Erfahrungen damit, täglich Räume zu verwandeln: Durch ihr Handeln machen sie den Unterrichtsraum zum Klassenraum, die Türschwelle zur Bühne, den Flur zur Rückzugsoase. Es sind die Handlungen der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die ein eigene Schulkultur schaffen. "Schulkunst" kann bedeuten, das sichtbar zu machen, um so den übersehenen Möglichkeiten auf die Spur zu kommen.
Zu schnell wird vergessen, dass wir all die fragen müssen, die diese Kultur an der Schule täglich schaffen und bestimmen.


 

29.10.2011 | 07:57 Uhr — von Dr. Otto Seydel

Künstler

Bislang habe ich vergeblich nach einem passenden Sprachbild gesucht, um die Rolle eines Künstlers in der Schule - wohlgemerkt nicht "der Kunst", sondern einer lebendiger Person, die mit den Schülerinnen und Schülern nicht (nur) redet, sondern mit ihnen arbeitet - angemessen zu beschreiben. Gleichgültig ob Schriftsteller, Musiker oder Schauspieler, Maler oder Bildhauer. Den "Stachel im Fleisch" zieht man schnell wieder heraus, die "Hefe" ist matt geworden, banal aber vielleicht am ehesten treffend: die "kalte Dusche"? Sie macht wirklich wach, löst Aktion aus. Und: Ein lebendiger Künstler in der Schule stört und verstört, vor allem, weil nicht zuletzt seine
Zeithorizonte und Bewertungssysteme so ganz anders sind als die des Lehrers. Ein lebendiger Künstler hält einen vergrößernden Spiegel bereit für das, was die Schüler und ihre Lehrer nicht sehen, nicht hören, nicht fühlen konnten, für was in ihrem eigenen Rücken geschieht. Manchmal könnte er fast wie ein Hofnarr wirken. Manchmal ist es ein Hofnarr.

Im Dickicht eine Lösung finden

 


 

16.06.2011 | 08:45 Uhr — von Zitat Catherine Venard

we all as human beings

Wir alle als Menschen spüren die Qualität von Raum, auch wenn wir keine Architekten sind.
15.06.2011, Im Gespräch zur Behauptung von Schulkunst, dass eine neue Qualität dann entstehen kann, wenn beides zusammenkommt: das Gespür für Raum, für Details, Durchblicke, Öffnungen und das ganz unbefangene Empfinden der Menschen vor Ort. Und - die Kommunikation zwischen diesen beiden Polen. Sie können zusammenfließen, aber auch als Spannung sichtbar sein.


 

02.03.2011 | 09:40 Uhr — von Ute Reeh

Gegenrichtung

Projekte aus dem Bereich der Kunst und partizipatorische Projekte bewegen sich in der Gegenrichtung zu hierarchischen Normen; bei Schulkunst in zu denen von Schule und Verwaltung. Genau das macht ihre Funktion für das System aus.
Auf diesem Weg gegen den Strich werden die tradierten Verhälnisse und Territorien deutlich sichtbar. Auch diejenigen, die ritualisiert, aber nicht mehr durch spezifische Sinnzusammenhänge begründet sind.

Gegen den Strich

 


 

12.11.2010 | 09:56 Uhr — von Zitat Jo Meyer

weiter Umlauf

Erst mit der Zeit habe ich gelernt flexibler bei Schwierigkeiten zu reagieren.
Angebotene Gespräche und Improvisationen im weiten Kreis rund um das Thema waren dazu ein erfolgreiches Mittel.
Durch die Flexibilisierung der Unterrichtsstruktur wurden die Schüler aufmerksamer und interessierter.
Für mich war es wichtig in diesen Situationen die Defizite im Verständnis und in der Vermittlung zu erkennen und schnell darauf reagieren zu können.

Erstaunlich war, wie das Unverständnis für ein Problem weichen konnte wenn es sozusagen im weiten Umlauf seitlich angegangen werden konnte.

Jo Meyer begleitete die Klassen Meltendorf und Donner darin ein Modell im Maßstab 1:25 zu bauen und unterstützte das Projekt ganz wesentlich bei der Planung und dem Bauantrag.


 

17.10.2010 | 08:44 Uhr — von Ute Reeh

These von Gerald Hüther

Gerald Hüther setzt Blindheit in Verbindung mit Getriebenheit und absichtslose Aufmerksamkeit als Vorraussetzung für Kreativität.
Lernen ist äquivalent zum Problemlösen und damit zur Kreativität. Es entspringt dem Bedürfnis die Welt zu entdecken, sich selbst als Entdecker der Welt zu erleben.

Erleichternde Perspektive

 


 

01.09.2010 | 11:44 Uhr — von Ute Reeh

Konsens

Gebäude sind Abbild guter oder schlechter Konsensbildung.
Meine These ist: Konsens basiert darauf, die Perspektiven aller Beteiligten zu sammeln, einen Prozess zu initiieren, oder genauer Raum und Strukturen zu schaffen in dem sich die Einzelperspektiven, Vorstellungen und Ideen verknüpfen können. Dieser Raum muss so lange offen gehalten werden bis sich eine Form entwickelt mit der sich alle Beteiligten identifizieren können, die besser ist, als jeder einzelne es zuvor erwartet oder vermutet hätten.

System von Jugendlichen und Erwachsenen gerät in Beziehung

 


 

11.08.2010 | 07:13 Uhr — von Dr. Otto Seydel

Bauen für Bildung - 10 Thesen

These 1: Lernen braucht Ruhe, Licht und Luft.

These 2: Der Königsweg des Lernens ist die aktive selbstständige Aneignung mit allen Sinnen.

These 3: Es geht nicht darum, Problemlösungen zu lernen, sondern Probleme lösen zu lernen.

These 4: Gelernt wird allein, zu zweit, in der Kleingruppe, mit der ganzen Schule und manchmal auch im Klassenverband.

These 5: Schulbuch und Kreidetafel werden ersetzt durch Tablet-PC und Smartboard.

These 6: Ästhetische Bildung ist zentraler Auftrag der Schule.

These 7: Die Schule vermittelt einen bewussten und schonenden Umgang mit Ressourcen.

These 8: Ganztagsschule heißt Bewegen, Spielen, Verweilen, Essen, Reden, Toben – und Lernen.

These 9: Die Lehrer arbeiten zusammen.

These 10: Die Schule öffnet sich dem Stadtteil, der Stadtteil öffnet sich der Schule.

Raum für viele

 


 

14.07.2010 | 02:14 Uhr — von christopher dell

projekte haben

Gefragt sind Lehrformate, in denen eine performativ-kritische Auseinandersetzung mit Verfahrensweisen des Lernens ermöglicht wird. Es ginge um eine Verbindung von Lehre und Kunst, die als Medium den historisch veränderlichen Umgang mit Wissen als Erfahrung nachzeichnet. Anders gesagt: gesucht wäre eine eigenständige Kunstform, die nicht pädagogisch arbeitet sondern a-pädagogisch agiert und Anschlusswerte zu erzeugen sucht, die die Lernenden für sich selbst, als Erfahrungswissen, weiterentwickeln. Erfahrungswissen „meint Wissen, dass sich in der Praxis alltäglich, implizit und individuell umsetzt.“ (Färber) Die Methode würde darin bestehen , zum einen geteilte oder mimetisch mitempfundene Erfahrung als Rahmung einer Auseinandersetzung mit Fremden zu erzeugen. Dieses Wissen bleibt jedoch erst einmal implizit. Der weitere Schrit läge darin, dieses Wissen in einen Diskurs zu bringen und explizit zu machen. Das bedeutet auch, dass die Lehrenden selbst ein Projekt haben, sich also in einen ontologischen Zustand des Machens bringen (paradox), der sie davon abhält, in pädagogische um-zu Maßnahmen abzurutschen, die meist nicht funktionieren und einen Druck an der falschen Stelle aufbauen. Die eigene Motivation, die subjektiven Interessen ins Spiel zu bringen und als Projekt zu Artikulieren wäre die Aufgabe an der mimetisch zu lernen wäre.

Projekt Schulkunst und seine Ãœberschneidungen

 


 

10.07.2010 | 11:00 Uhr — von Zitat Birgit Smeets

Eine Lehrerin

"Ich bin stolz auf meine Schüler, die so toll gearbeitet und so viel Selbstbewusstsein entwickelt haben.
Ich glaube, das hat alle Kinder einen riesigen Schritt nach vorne gebracht."


 

19.06.2010 | 07:07 Uhr — von Pablo Molestina und Ute Reeh

Umsetzung im Projekt

Die Phase des konzeptuellen Entwurfs wird mit einem offenen Austauschprozess zwischen den Kindern und Jugendlichen, Künstler und Architekten beginnen. Die Schulleitung und die Lehrer werden in alle Entscheidungsprozesse und in die Kommunikation einbezogen.

Erfahrung, Sensibilität und Professionalität gewährleisten eine Entwurfsphase, die mit Ideenfindungen, Präsentationen und Rückkopplungsprozessen insgesamt etwa drei Monate dauern wird.

Diese Phase der Ideenfindung muss vor Beginn der Planung des Architekten abgeschlossen sein. In der darauf folgenden gemeinsamen Planungsphase ist die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen der durch die Künstlerin begleiteten Schule und dem Architekten maßgeblich. Vor Beginn der Bauphase entscheidet sich, welche Teile der Umsetzung sinnvoll von Schülerinnen und Schülern mit übernommen werden können.

Die künstlerische und die architektonische Begleitung bürgen für Funktionalität, ein gelungenes ästhetisches Gesamtbild, sowie für den nachhaltigen Umgang mit sozialen, ökonomischen und ökologischen Ressourcen.

Viele nebeneinander

 


 

19.06.2010 | 07:06 Uhr — von Ute Reeh

Kunst am Bau

Zeitgenössische Kunst kann die Wechselwirkung von sozialen Systemen und deren Umfeldern wahrnehmbar und damit potentiell gestaltbar machen.

Kunst am Bau im Kontext von Schulkunst verstehe ich als künstlerische Begleitung von Entscheidungsfindungsprozessen. Diese sind in ihren ästhetischen Spuren ablesbar.
Diese Definition unterscheidet sich grundlegend von Kunst am Bau als vom Künstler hinzugefügtes Werk, dass die Architektur schmückt.

Nur denken