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Artists in Wittenberger Weg

Scheibe & Güntzel

Schwemmland

Am Abend

Noch einmal ein warmer Tag, der lange braucht zum werden. Sonnenaufgang 07:19. Tageshöchstemperatur 28°. Kein Wind. Die Wärme steht. Ich komme ins Schwitzen als ich Leiter auf Leiter ab steige um den Leuchtkasten an der Fassade zu installieren. Ausmessen, markieren, vorbohren, einschrauben der Dämmstoffdübel, einschrauben der Stockschrauben, den Kasten auf die Schrauben heben, Muttern auf Stockschraube drehen, verkabeln, installieren der Kunststoffhaube, fixieren derselben mit 6 Blechschrauben. Kabel verlegen. Scheibe & Güntzel arbeiten Hand in Hand. Der SWD Mann, der die Elektroinstallation am Netz vornehmen soll, ist die ganze Woche krank geschrieben. Ich werde einen provisorischen Stecker installieren. Zum Mittag ist die Installation abgeschlossen. Wir betrachten unser Werk. Das Schild 280 x 55 cm, darauf das Wort „SCHWEMMLAND“. Es hängt gut da an der Fassade des Apartmenthauses am Schwarzen Weg. Der Grunddes Siedlungsland am Schwarzen Weg ist Schwemmland des nahegelegenen Rheins. Seit Jahrtausenden bringt der Strom Sedimente auf seiner Reise von den Alpen. Jedes Hochwasser brachte eine neue Fuhre von Alpengletschern abgeschliffenes Land. Im Rheintal Parabraunerde aus schluffig -lehmigen Deckschichten und Auenpararendzina aus kalkhaltigen, sandig lehmigen Hochflut- und Auenablagerungen. Podsol-Baunerde und Braunerde der sandigen Terrassen
(Bodenübersichtskarte des Bundes). Gutes Land. Jahrhunderte lang Bauernland. Jetzt Siedlungsland. Reihenhäuschen mit kleinen Gärten. Manche der hier ansässig gewordenen bauen in ihren Gärten an: Tomaten, Grünkohl, Mais und Trauben. Wir gehen eine Pizza im Pizzakiosk FANTASIA essen. Zum Essen kann man draussen an Gastroholztischen sitzen. In Pflanzgefäßen aus Holz in denen meist Buchsbaumpflanzen aus dem Baumarkt stecken wächst hier die Paprika. Wahrscheinlich hat der Zünsler den Buchsbaum geholt. Wir trinken Cola aus Glasflaschen. Bier ist nur zum Verzehr ausser Haus im Angebot. Während wir auf die Pizzen warten hole ich in der benachbarten rheinischen Trinkhalle das Päckchen von Heinz aus Bornheim ab. Darin sind in Zeitungspapier gewickelt 16 Handnussknacker. Heinz hat sie im Internet auf einer Kleinanzeigenseite angeboten. Wir brauchen sie für unsere Haselnüsse. Am frühen Abend gehen wir zum Hochsitz, dort oben essen wir drei Stücke von der Melone und vom Rest der Brandenburger Weintrauben. Wir sitzen und betrachten das Spätsommerlicht das sich kontinuierlich vom Feld zurückzieht. Ein Falke schwebt vorbei, er landet in einer der Feldrandeichen. Solange ich ihn fixiere, kann ich ihn sehen. Als ich den Kopf kurz abwende ist er, perfekt getarnt, im Geästgewirr verschwunden. Wir reden über Ruhe und Aktionspotential, die nächsten Wochen werden spannend bleiben. Die Plaza ist im Untergangslicht getaucht, noch steht die Sonne kurz überm Horizont in einer Lücke zwischen der Industriebrache. Drei Jugendliche sitzen auf der Ballustrade der Grundplatte des zukünftigen Cafés. Sie fragen sich was das Schild über ihren Köpfen zu
bedeuten hat. „Bin ich Jesus oder was?“. Ich erkläre nichts, montiere lediglich den
provisorischen Stecker den ich daraufhin in die Steckdose im Kabuff stecke. „Guck mal jetzt leuchtet´s“. Ich mache Fotos. Die Laternen auf der Industriebrache leuchten schon eine Weile. Die Straßenlaternen in der Siedlung gehen erst an als es fast schon komplett dunkel ist. A. kommt, unterhält sich mit Güntzel. A.´s Cousine kommt. Sie unterhalten sich über Verabredungen mit Jungs, sie fotografieren mit ihren Handys das rote Restlicht. Das Tattoo hat sich A. heute noch nicht stechen lassen. Vielleicht am Freitag. Als sie gehen, stöpsel ich den Leuchtkasten aus. Ein Nachbarin fragt. Wir sagen: „Kunst, Denkmal für das Land unter den Füßen.“ Sie fragt: „wer bezahlt den Strom“ Ich sag: „LED Röhren 4 x 7 W= 28W=12,54kwh für zwei Monate = 3,50 €“. Es ist dunkel, wir sortieren Fotos, schreiben noch ein wenig und gehen ins Bett.