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Fachtagung Schulkunst

Expertentag 28.06.2011

Qualität

Dilettantismus und Professionalität - mit Bernhard Chiquet

Bernhard Chiquet ist Lehrer in Basel und Fachdidaktiker an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Er hat als Schulleiter und als Kunsterzieher lange Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Künstlern.

Ute Reeh sprach mit Bernhard Chiquet im Nachklang der Expertentagung über die Vorraussetzungen, die KünstlerInnen brauchen und die sie mitbringen sollten.

Gute Künstler sind oft bewusste Dilletanten. Für neue Wege ist es nötig sich über die Grenzen der eigenen Professionalität hinauszuwagen und sich dessen bewusst zu sein.

Schulkünstler sollten mediale Offenheit mitbringen und eine sehr hohe Qualität in der eigenen künstlerischen Arbeit. In dieser sollte sich ein hoher Qualitätsanspruch zeigen. Nötig ist die Fähigkeit eines klaren Blicks, der sich auch darin äußert, selbst klare formale Vorgaben auf Grund eigener Entscheidungen zu geben. Der Prozess und das Ergebnis können dann reich und vielstimmig sein.

Als Begleiter/in ist der/die Künstler/in Berater auf dem Weg zum unterschiedlichen Eigenen. Das steht nicht im Widerspruch zu klaren formalen Vorgaben, die er/sie im Projekt als KünstlerIn setzt. Zur wichtigen Frage nach der Auswahl der Künstler meint Bernhard Chiquet, dass man das nicht dem Zufall oder dem 'Gespür' einer einzelnen Person überlassen sollte. Fachleute für Kunst muss man im Kunstsystem suchen, und solche für Schulentwicklung im Bildungs- und Verwaltungssystem (die Beteiligten beider Systeme sind im je anderen Gebiet bestenfalls Dilettanten); diese beiden Systeme müssen sich für umfassende Projekte für die Klärung der Qualitätsfrage zusammenschliessen.

Künstler brauchen das Echo von der Schulseite. Sie brauchen mutige und starke Schulleitungen. Die KünstlerInnen knüpfen am Bekannten an, gehen aber Schritte in neue unbekannte Richtungen. Im Gegensatz zum Dilettantismus gutbürgerlicher Hobbykunst ist genau dies der Grund, weshalb ernsthafte künstlerische Prozesse in Schulen unweigerlich Schulentwicklung berühren.

Künstler als Begleiter von Schulen sollen nicht die Fächer Kunst und Musik aus dem Lehrplan ersetzen. Bernhard Chiquet befürchtet eine solche Tendenz für die Schweiz.
Das passt zu dem, was Tanja Wetzel aus Kassel aufzählt: "Schüler möchten dann endlich mal kreativ sein, Lehrer wünschen sich neue Impulse für den tristen Unterrichtsalltag, Direktoren wittern Prestigeobjekte, Politiker den pressewirksamen Nachweis etwas für die Bildung zu tun und Künstler schließlich erhoffen sich möglicherweise neue Felder der Grundsicherung."
Diese persönlichen Interessen stehen einem ergebnisoffenen künstlerischen und / oder schulentwicklerischen Prozess im Wege, wenn sie das Steuer übernehmen. Wenn diese Interessen also unbewusst bleiben, und / oder wenn das Machtgefälle stark ist und dann einfach die Interessen der Stärksten 'gewinnen'.