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Emscherkunst

Freie Waldorfschule Dinslaken

auf der Suche

... nach diesem rot markierten Stück Land

Wir nehmen als Waldorfschule an der Aktion Emscherkunst 2013 teil. Diese dient dazu, diese gewaltige Renaturierung im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern.

Lars Altenburg und Tobias Klima aus der 12 a hatten sich für die Aktion Landvermessung gemeldet- grünes Licht kam von der Mathelehrerin, denn mit Zahlen können die beiden umgehen. Also machten wir uns am frühen Freitagmorgen auf den Weg- irgendwie hatten wir das Gefühl, ans Ende der Zivilisation. Dinslaken hört auf, ein freies Feld – Wehhofen- am Brink.

Warum musste es ausgerechnet an diesem Tag so furchtbar kalt sein?
Alles war grau- zwischen Himmel und Landschaft war kaum ein Unterschied, es hatte geschneit und zusätzlich war das Land in einen geheimnisvollen Nebel getaucht.
Vor Ort hatten wir einen Termin mit Herrn Kallert- seines Zeichens Vermessungsingenieur, und, wie sich herausstellen sollte, des Landes nicht ganz unkundig.

Ausgerüstet waren wir mit einem Ausdruck des obigen Photos und einer vagen Lagebeschreibung. Till Krause, der zuständige Künstler aus Hamburg, dessen Konzept das „Land für fünf finale Handlungen“ ist, hat uns für diese erste Erkundung ermuntert.

Schließlich fanden wir das gesuchte Land und waren erstaunt, welch reizvolle, teilweise verwilderte und verlassene Landschaft hier zum Kunstprodukt mutieren wird.
Der Blick fällt auf eine türkis gestrichene Emscherbrücke, über die kein Zug mehr rollt.

Steil fallen die Flanken des Emscherdeiches ab. Vereinzelte Bäume und eine Koppel mit Pferden- auf der anderen Flussseite die gewaltige Deponie, in der die Rückstände aus der Stahlproduktion gelagert werden. Langsam kriechen schwer beladene Lastwägen die Flanke der Halde hoch. Man hört aber nur das leise Glucksen der Emscher, die in ihrer tiefgründigen Dunkelheit bedrohlich schnell fließt. Wir schätzen die Tiefe hier auf fast zwei Meter.

Lässt man den Blick weiter schweifen, fällt einem die ungeheure Monotonie auf, die diesen Flusslauf kennzeichnet. Kalt und geradlinig schießt das trübe Wasser unter schmucklosen Betonbrücken dahin.
Die Emscher soll umgebaut, die Abwässer vom Regenwasser getrennt werden. Oben wird eine natürlich wirkende Flussaue entstehen, unterirdisch die Kloake in gewaltigen Betonrohren rauschen.
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Das Stück Land, das wir vermessen, soll für immer jedwedem Zweckgedanken enthoben werden. So bleibt das runde, Tennisfeldgroße Stück ein Relikt, das offen sein soll für temporäre Nutzungen- Till Krause lässt bewusst noch „fünf finale Handlungen“ ausführen- dann ist das Land für immer frei.
Als unseren Oberstufenschülern dieses Projekt vorgestellt wurde, waren sie überrascht, weil man sich unter Kunst oder Landart erst mal etwas anders vorstellt. Sie konnten der Sache dann doch manches abgewinnen.

Wenn wir als nächstes das Landstück für die Baggerarbeiten ein messen, wird es erst mal wieder recht konkret zugehen. Der nächste Termin findet unter fachkundiger Anleitung statt- Tobias und Lars werden mit einigen weiteren Schülern und der Unterstützung durch Herrn Kallert eine genaue Karte einmessen.

Klare Bezugspunkte hatten wir entdeckt, als wir den Schnee von den verankerten Messpunkten auf der Deichkrone beiseiteschoben. Alle 100 Meter ist solch ein Messpunkt angebracht. Die Emschergenossenschaft lässt regelmäßig anhand dieser Punkte nachmessen, um Senkungen, die bei Hochwasser gefährlich werden können, zu entdecken.