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Artists in Wittenberger Weg

Scheibe & Güntzel

Wassermelone

Pizzatour

An einem schönen Sonntagmorgen sind wir durch Urdenbach, die Dorfstraße entlang, an der Zirkuswiese vorbei, wo der Zirkus Traber gastiert (buntes Zelt und Wagen umschlungen von Septembergrün), durch die Urdenbacher Kämpe, Restauenwald und Streuobstwiesen auf denen Rinder das Gras kurzhalten, gegangen. Die Birnen hängen zu hoch, wir müssen mit gefallenen vorlieb nehmen. Aber auch die sind süß und saftig und lecker. Der Fluß kündigt sich drei Kilometer vorher an. Erstens durch einen zwei Mann hohen Pfosten an dessen Ende die Flutmarke vom Hochwasser 2003 angebracht wurde. Zweitens durch die Schiffshörner der Flussschiffer die wahrscheinlich die kleine Autofähre vor ihrem Annahen warnen. Zum Fluß und der Fähre zieht es viele; laut knatternde Motorradfahrer, Elektrofahrradfahrende, Jogger und Walker, Müßiggänger wie wir. Am Fluß ein kleines Ausflugslokal mit Terassengarten unter einer Linde. Die bunte E27 Lichterkette im Geäst befestigt. Ich nehme, trotz des Fußgängerdaseins die Radlermahlzeit; Convenience Bratkartoffeln, kross ausgebacken darauf eine Scheibe dick geschnittenen Formfleischkochschinken, darauf zwei Spiegeleier. Das Eigelb verläuft schön beim Aufschneiden. Ein Hundebesitzer kommt auf den Hof des Lokals, er hat seinen Hund nicht angebunden, sofort geht unter allen Gästehunden ein heftiges, lautes Gebelle los. Wir trinken einen Espresso und ziehen unserer Wege. Der Sommer hat den Fluß schrumpfen lassen. Ein breiter Streifen des Rheinkieselbetts liegt frei. Eine Tafel weist auf den Ursprung der Kiesel hin. Sie beschreibt dass vor allem Nachtschattengewächse hier gut gedeihen. Wir finden das bestätigt in einer Kolonie von Stechapfelgewächsen. Manche haben schon Früchte. In den nativ amerikanischen Kulturen hat der Stechapfel sowohl zeremonielle als auch medizinische Bedeutung, heisst es. Wir legen uns ins Kieselbett um etwas Ruhe zu finden, der Espresso hält mich wach und unruhig. Ich streife umher und finde Minze und eine Wassermelonenpflanze. Daran eine große Frucht, zwei kleinere und viele Blüten. Das hohle Geräusch beim Anwenden der Abklopfmethode weist auf eine reife Frucht hin. Ich habe da mal was im Fernsehen gesehen von zwei Jungbauern auf einer mitteldeutschen Melonenfarm. Wir ernten die Melone. Es ist ein gutes Melonenjahr hier am Rhein. Im Park am Benrather Schloß stehen einige Edelkastanienbäume, die Maronen sind noch fest in ihrer Hülle verschlossen, es wird wohl noch ein oder zwei Wochen dauern bis sie von den Bäumen regnen. Dann sind wir schon wieder unterwegs. Am Nachmittag setzte ich mich auf die Plaza und verkabele zwei Discounter Wasserträger (je 6 x 1,5 l). Am Ende der Kabel LED Stripes zwischen und unter den Plastikflaschen installiert. Am Anfang der Kabel der Makita Akkupack (12 V 1,3 bzw 5Ah). Auch der hellste Tag wir irgendwann dunkel in diesen Breiten. Am Abend gibt es Brot und Käse, Trauben aus Brandenburg und eine Flasche Wein zum Picknick auf der Platte. Kinder kommen und fragen was wir machen. „Picknicken und Besprechen“ sagen wir. Ein Kind fragt ob es einen Apfel haben kann. Die Sonne wird heute um 19:45 Uhr untergehen. 33 Minuten blaue Stunde bis zur Dunkelheit. Um 19:38 Uhr stecke ich den Akupack in den Gürtel, ziehe die Kabel durch den Ärmel des Anzugsakkos, ziehe es an, stecke den Stecker in die Buchse. Die Wasserträger leuchten. Ich nehme sie auf und ziehe durch die Siedlung vom Tag in die Nacht. An der Müllentsorgunsstation Nr. 1 vorbei. An den SWD Büros vorbei, durch den Wittenberger Weg wo man mich schon kennt. Kinder kommen auf die Straße, Kinder fragen, wir sagen: „Zauberwasser“. Am Spielplatz sitzen drei junge Männer und rauchen Wasserpfeife. Ich stelle mich dazu. Ich laufe über den Hügel am Basketballfeld. Die Sonne hat sich inzwischen weiter nach West verabschiedet. Hinter der Erdkrümmung strahlt sie weiter. Die Reststrahlung lässt die Wolken über der Siedlung perlrubinrot erleuchten. Ein kleiner Junge weicht erst von meiner Seite als die Mutter dreimal ruft. Ich gehe durch die schmalen Wege zwischen den Häusern und Gärten, grüße hier und da. Alles friedlich, alles entspannt. Nach einer Weile schmerzen die Finger, die Kunststoffträgerriemen der Wasserträger schneiden die Blutzufuhr in den oberen Fingergliedern ab. Ich beende meine Siedlungsrunde und stelle die Träger im Auto ab. Der Tag ist vergangen. Unsere Arbeit für heute erledigt. Die Wassermelone war noch nicht reif.